Motion Capturing und Schauspielerei: wem gebührt die Ehre?

// 09:53 Mo, 28. Jul 2014von

In einem Interview anläßlich des aktuellen Kinofilms Dawn of the Planet of the Apes scheint einer der Darsteller einen Großteil der Motion Capture-Branche gegen sich aufgebracht zu haben. Der Streit geht zurück auf eine Bemerkung von Andy Serkis, der in besagtem Film den Anführer der Schimpansen spielt (nach seiner Auffassung), beziehungsweise der Schimpansenfigur seine Mimik und Bewegungen leiht, denn es handelt sich um eine sog. Performance Capture Rolle -- der Darsteller trägt von Kopf bis Fuß Marker, mit deren Hilfe in der Postproduktion eine virtuelle Figur (hier also ein Affe) animiert wird (also traditionelles Motion Capturing) und zusätzlich noch die Mimik abgefilmt und digitalisiert auf diese Figur übertragen wird. Die Mo-Cap Animatoren würden, so Serkis in einem Interview, die Schauspielerperformance exakt übernehmen und im Grunde nur "digitales Make-Up" hinzufügen.





Schon bei Andy Serkis Darstellung von Gollum in Peter Jacksons Ringe-Universum hatte sich die hypothetische Frage gestellt, die jetzt also erneut aufkommt: sollte ein Schauspieler für seine mit Performance Capturing eingefangene und auf eine CGI-Figur übertragene Darstellungsleistung den Oscar bekommen können? Das Lager der VFX-Spezialisten fordert für sich auch einen Anteil an der Performance von virtuellen Figuren ein -- man sieht sich dort nicht als reine Techniker, die nur eine exakte Kopie der schauspielerischen Leistung ermöglichen.



Und eben diese zusätzliche Kunst, das digitale Editing der Performance, daß also nicht nur der eine Schauspieler die Strippen der Puppe zieht, sondern auch die VFX-Techniker nachträglich noch verbessernd eingreifen und überhaupt erst die Voraussetzungen für diese Übertragung von Bewegungen und Mimik schaffen, wäre das Argument gegen einen direkten Vergleich mit der schauspielerischen Leistung von Menschen. Animationskünstler z.B. fügen dem bloßen Mimik-Capturing oft Details hinzu oder verstärken Posen, um den Ausdruck des digitalen Charakters zu verstärken. Oder, wie ein am Herrn der Ringe mitwirkender Director of Animation sagt: "Gollum war eine Synthese, eine kollaborative Performance von Andy (Serkis) und einem Team hochqualifizierter Animationskünstler" oder wie er sagt, Andy Serkis war der Hauptschöpfer von Gollums Performance, aber keinesfalls der einzige Urheber.



Auch wenn einem die Oscars an sich egal sein können, ist die Frage, wem die Urheberschaft einer solchen Zwitterfigur letztlich mehr zusteht, nicht unspannend.





Hier unsere Newsmeldung zum Motioncapturing von "Planet of the Apes", welches größtenteils außerhalb von Studios (u.a. auch im Wald) aufgenommen wurde.



Ähnliche News //
Umfrage
  • Was hältst du von den neuen Bild/Video-KIs?





    Ergebnis ansehen
slashCAM nutzt Cookies zur Optimierung des Angebots, auch Cookies Dritter. Die Speicherung von Cookies kann in den Browsereinstellungen unterbunden werden. Mehr Informationen erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung. Mehr Infos Verstanden!
RSS Suche YouTube Facebook Twitter slashCAM-Slash